Verschiedene Gespräche mit meinen Klienten haben mich dazu angeregt mich näher mit dem Thema: Suizid am Arbeitsplatz zu beschäftigen. Es erscheint mir nach Recherchen ein Tabu-Thema der deutschen Wirtschaft zu sein. Die Hilfs- und Ratlosigkeit von betroffenen Kollegen und Vorgesetzten meist hoch - Rat und Tat selten.
Suizid am Arbeitsplatz - ein Tabu?
Es gibt gute Gründe, warum die Berichterstattung zum Thema Suizid am Arbeitsplatz eher mau ausfällt. Schon vor Jahren wurde festgestellt, dass detaillierte Berichte über Ort, Art und Weise eines Suizids dazu führen, dass es zu Nachahmungen und teils auch höheren Suizidraten kommen kann. Auch die betroffenen Unternehmen schützen sich verständlicherweise vor der negativen Publicity.
Eine große Wellte der Enttabuisierung fand vor einigen Jahren in Frankreich statt. Regelrechte Suizidserien bei Renault, Peugeot, France Telekom, Electricité de France, Areva, Sodhexo führten unter dem Druck von Gewerkschaften, Justiz und Politik und sicherlich auch der Medien zu einer deutlich offeneren Auseinandersetzung mit dem Thema.
Der Hang zur Individualisierung der Suizide, d.h. die Rückführung auf persönliche Probleme, deren Ursachen außerhalb des Arbeitsplatzes angesiedelt werden, musste zumindest in Teilen aufgegeben werden.
Psychodynamisch ist ein Suizid am Arbeitsplatz m.E. als aggressiver Akt gegen das Unternehmen zu verstehen. Oftmals als verzweifelter Versuch, ein Zeichen zu setzen. Die Symbolisierung des Sprachlosen. Und so bleiben oft auch Kollegen und Vorgesetzte zurück: sprachlos - ohne Verstehen.
Suizid ist keine Lösung
Ich möchte hier mit allem Nachdruck sagen, dass meiner Meinung ein Suizid keine Lösung ist. Sollten Sie Sich diesbezügliche Gedanken machen und zu denjenigen gehören, die sich im Internet nach Möglichkeiten eines Suizids umschauen - es gibt andere Wege mit Ihren Problemen gehört zu werden. Auch wenn sie der Meinung sind, bereits alles ausprobiert zu haben. Aus meiner Erfahrung als Berater und Therapeut weiss ich, dass das Leben immer mehr Möglichkeiten und Lösungen anbietet, als wir sie mit zwei Augen erkennen können.
Ist Ihr Unternehmen betroffen?
Sollten Sie Kollege oder Vorgesetzter sein, evt. sogar in personell verantwortlicher Funktion; betroffen durch einen Fall an Ihrem Arbeitsplatz und sich daher mit dem Thema Suizid oder Selbstmord am Arbeitsplatz beschäftigen: zögern Sie nicht, für Sich und Ihr Unternehmen Beratung und Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Betriebsinterne Programme zur Förderung der psychischen Gesundheit, Schulung der Mitarbeiter zu den Themen Riskoabschätzung und Gefährdungsbeurteilung, das Einrichten einer entsprechenden Hotline und vor allem ein Angebot für die am nächsten Betroffenen Kollegen und Mitarbeit können sehr sinnvoll sein.
Leider führen manchmal erst einschneidende Vorkommnisse dazu, daß wir uns mit den Möglichkeiten der Prävention beschäftigen.
Lesen Sie mehr in folgenden Artikeln: