Hindernisse auf dem Weg: Gehören auch Sie zu den Menschen, die Meditation probiert haben und dann beschlossen haben, dass Meditieren für Sie nicht funktioniert?
Meditieren ist nichts für mich!
- Wenn uns unsere Erwartungen im Wege stehen
- Wenn wir vor dem wegschrecken, was uns begegnet
- Wenn wir Meditation dazu nutzen wollen, von etwas weg zu gehen
- Wenn wir immer wieder das Gewohnte machen
- Nichts-Tun, Nicht-Handeln – Paradoxes Handeln
- Wenn es in Krisenzeiten Begleitung und Unterstützung braucht
- Meditation funktioniert!
Mittlerweile leben wir in einer Zeit, in der für eine Großzahl neuer Klienten die Worte Meditation und Achtsamkeit bereits eine Bedeutung haben. Die meisten haben es auch schon mal versucht. Eine kleine Gruppe hat dabei beschlossen, dass meditieren für sie nicht klappt.
Ich frage dann meist, was denn daran nicht funktioniert hätte?
Innerhalb dieser kleinen Gruppe ähneln sich die Antworten: „da soll man sich ja beruhigen und entspannen, das hat bei mir nicht funktioniert“, „ich wurde immer total aggressiv und unruhig“, „das ist halt einfach nichts für mich“, „ich konnte einfach nicht zur Ruhe kommen“, „ich habe es nicht geschafft den Frieden zu finden, von dem da immer die Rede ist“. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Wenn uns unsere Erwartungen im Wege stehen
Meine nächste Aussage lautet: „Das hört sich an, als hätte die Meditation sehr wohl funktioniert, nicht aber im Ergebnis Ihren Erwartungen entsprochen.“
Meditation ist nicht dafür da, dass es uns „gut“ geht. Sie kann dazu beitragen, dass es uns „besser“ geht – manchmal kann sie auch kurzfristig helfen. Doch eigentlich ist Meditation kein Heftpflaster für akute Verletzungen, sondern zielt auf sehr viel längerfristige Entwicklungs- und Heilungsprozesse ab.
Mediation und Achtsamkeit sind nicht dafür da, dass wir von irgend etwas „weg gehen“, oder irgendetwas "weg machen" - das Ziel in der Meditation ist das „Ganz Da Sein“.
Je höher unsere Erwartungen, desto eher ist unser Scheitern programmiert
Wenn wir vor dem wegschrecken, was uns begegnet
Egal, welche Form der Meditation sie wählen – der erste "Erfolg" ist die Wahrnehmung Ihres jetzigen Zustandes und ihrer jetzigen Möglichkeiten.
„Meditation ist aktive Arbeit mit dem eigenen Geist. Du arbeitest mit dem, was Dir (gerade jetzt) zur Verfügung steht.“
Das heißt auch, dass wir zu gegebenen Zeiten z.B. mit der Hilflosigkeit konfrontiert werden, dass wir an unserem aktuellen, unwillkürlichen Zustand zunächst nichts ändern können. Dieser Moment, so wie er sich gerade jetzt für sie darstellt, wie sie ihn jetzt erleben. Nichts weiter.
Da gibt es alles Mögliche anzutreffen. Da in Dir drin. Wenn eine Mediation – eine Achtsamkeitsübung - erfolgreich ist, dann zeigt sie uns das, was gerade in uns lebendig ist. Wir erleben dann die aktuell aktive Funktionsweise unseres Geistes (und unseres Körpers).
Manches von dem, was uns da begegnet ist nicht das, was wir erwarten, manches entspricht nicht unserem Wunsch. Und manches Mal beginnt die Meditation mit etwas, auf das wir den ganzen Tag sehr viel Energie aufgebracht haben, es gerade nicht zu erleben.
Z.B. erleben gerade hochaktive, vielbeschäftigte und stark eingebundene Menschen im ersten Moment einer „Wirkung der Übung“ den Hochleistungsmotor, der in Ihnen auf hohen Touren läuft. Das hohe Sirren der heißgelaufenen Nervenbahnen, innere Hitze oder Kälte, das Stimmengewirr der nicht abreißenden Gedanken und manchmal auch Enge oder unerträgliche Leere.
Das ist nicht wirklich angenehm, wenn man sich doch entspannen wollte. Was macht der westlich trainierte Geist in einem solchen Moment?
Wenn wir Meditation dazu nutzen wollen, von etwas weg zu gehen
Er strengt sich mehr an, um sein Ziel zu erreichen. Versucht, die Übung besser zu machen, die Zeit zu nutzen. Der Wille weg von dem Unangenehmen, hin zur angestrebten Entspannung wird immer stärker – die Diskrepanz zwischen IST und SOLL wächst und die Spannung, etwas nicht zu schaffen wird irgendwann zu groß. Die Übung wird abgebrochen.
Weil die gewohnte Art des Anstrengens nicht funktioniert beschließt der Mensch schließlich - , dass Meditation „nicht für mich funktioniert“.
Wenn wir immer wieder das Gewohnte machen
Eine andere Alternative ist einfach wieder zu den Mitteln zu greifen, die wir auch in der Vergangenheit genutzt haben, um Unangenehmes und Ungewünschtes zu verdrängen. (Mitunter: von uns selbst abzulenken). Sprich: Sich um andere kümmern, sich mit Aufgaben im Außen beschäftigen, Konsum und Suchtverhalten, einfach nur weitermachen, nur nicht stehen bleiben.
„Du brauchst eigentlich nur Stehenbleiben, wenn Du möchtest, dass Dich Deine Seele erreicht. Deine Seele rennt dir schon die ganze Zeit hinterher“
Aber gerade dieses Stehenbleiben ist es, was mitunter Angst macht - vor allem aber ist Stehenbleiben etwas, indem die meisten völlig ungeübt sind.
Nichts-Tun, Nicht-Handeln – Paradoxes Handeln
Anstatt dessen lehrt uns die Achtsamkeit eine ganz neue Art des Handelns. Wenn wir möchten, dass wir innerlich zur Ruhe kommen, sollen wir Nichts-Tun und Nicht-Handeln: lass es sein, etwas verändern zu wollen. Der westliche Geist reagiert darauf mitunter mit massiven Zweifeln. Es soll sich etwas verändern, indem ich es nicht verändere?
Das Gesetz der paradoxen Veränderung: "Veränderung geschieht, wenn jemand wird, was er ist, nicht wenn er versucht, etwas zu werden, das er nicht ist." (Arnold R. Beisser)
Paradoxerweise geht es auch nicht darum ruhig zu werden, sondern eher darum, ruhig zu werden, mit dem, was ist. Es geht nicht darum, den Sturm zu beenden, sondern eine Position, bzw. eine Haltung zu finden, von der aus man den Sturm (in Ruhe) beobachten kann.
„wir sind nicht die Wellen, sondern die tiefe See“
Um die Motorenmetapher noch einmal aufzugreifen: wenn wir möchten, dass der innere Motor zur Ruhe kommt, dann müssen wir ihm bei Auslaufen, also beim „Schwung verlieren“ zuschauen. Willentliche Kontrolle unseres Atems kann helfen, zu bremsen (Atem hat Einfluss auf das parasympathische Nervensystem). Ebenso die willentliche Kontrolle unserer inneren Aufmerksamkeit.
Aber eigentlich: Wir meditieren, um ganz da zu sein und um uns darin zu üben, es gut sein zu lassen. Zu akzeptieren, was ist. Und mit Mitgefühl und Geduld auf uns selbst zu schauen.
Wenn es in Krisenzeiten Begleitung und Unterstützung braucht
Nicht alles kann man alleine hinbekommen. Auch das Meditieren lässt sich manchmal nicht einfach so aus dem Internet und durch Selbstversuche lernen.
Gerade in Krisenzeiten, unter hohem Druck und sowieso schon sehr angespannten Ressourcen brauchen wir andere Menschen, die uns auf diesem Weg begleiten, die uns auf Hindernisse hinweisen und uns ermutigen, dennoch weiter zu machen. Gerade dann, wenn in uns Gefühle und Empfindungen herrschen, die es uns sehr schwer machen, mit uns selbst in Kontakt zu treten.
Meditation funktioniert!
Es kann eine Zeitlang unangenehm und anstrengend sein, manchmal muss auch die Form der Meditation angepasst werden. Manchmal braucht es auch externer Unterstützung und Begleitung um mit dem sein zu können, was gerade in uns lebendig ist.
Der Erfolg von Psychotherapie, Coaching und Persönlichkeitsentwicklung ist stark abhängig von unserer Fähigkeit uns selbst zu spüren, zu erleben, Möglichkeiten der Selbstregulation zu entwickeln und eben diesen Ort zu entwickeln, von dem aus wir die Stürme des Lebens in Ruhe betrachten können. Achtsamkeit und Meditation sind Methoden, die zum erfolgreichen Werkzeug auf diesem Weg werden können. Allerdings will der Umgang mit jedem Werkszeug gelernt und geübt werden.
Ich bleibe dabei. Achtsamkeit ist für uns alle da. Meditation und Achtsamkeit ist auch etwas für Sie und sie funktioniert fast immer.
Ich freue mich auf Ihre Themen mit Meditation, falls Sie auch jemand sind, der von sich selbst sagt: "Meditation ist nichts für mich".
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